Kafka, ich vermisse dich.

Hallo liebe minimalst existente Leserschaft. Es war lange Zeit nun tote Hose hier, aus dem 2er-Projekt ist eine Stille geworden, die sich nun fast 4 Monate gezogen hat. 

Was war? Das Leben ist. Man hat zu tun, man nimmt sich keine Zeit und man denkt vielleicht auch nicht so viel nach, findet nicht genügend Inspiration im Alltag. Es ist mir nicht so wichtig, dass ich hier Leser ansammel, ich habe kein Bedürfnis meine Outfits zu posten und Schminktipps zu geben, ich will auch nicht von meinem letzten Abend Zuhause mit Schoki und Greys Anatomie berichten, ich will einfach schreiben, wenn mich etwas so zum Nachdenken und Grübeln und Erkenntnisse und neue Ansichten und Sichtweisen haben bringt, dass ich es nicht mehr alleine da in meinem Kopf aushalte und die Dinge ausspucken muss. Und momentan könnte ich wirklich nur noch ausspucken. Mein Tagebuch glüht schon fast und ist wie schon ewig mein Herzding, aber jetzt ist mir nach mehr.

Der beste und wichtigste Mensch in meinem Leben ist meine Mama. Sie war es immer und wird es immer bleiben, auch wenn wir uns nicht zu jeder Zeit gut verstanden haben, sie ist in meinen Augen die weiseste Person die ich kenne. Sie weiß, was das Leben mit einem macht und ich kann immer mit meinen Sorgen zu ihr kommen. Und das tu ich, heute mehr als früher. Jede Gefühlskriese wird mit ihr auf dem Sofa ausdiskutiert und nicht selten wäscht sie mir den Kopf und bringt mich wieder auf den richtigen Weg. Weil sie alles von außen betrachtet, weil sie gut beobachtet und weil sie mich einfach kennt. Weil sie war wie ich und weiß, wo der Hase begraben liegt. Sie weiß manchmal echt besser, wieso ich handle, wie ich handle und denke, was ich denke, als ich es je Imstande wäre. Und obwohl ich genau weiß, sie hat Recht mit dem, was sie sagt, muss ich dennoch immer wieder meine eigenen Fehler machen. Auch wenn ich ahne, wie es ausgeht, lass ich mich zwar belehren, aber ich ändere nichts, ich mach genau das, wovon sie mir abrät. Weil ich denke, es bestünde möglicherweise noch Hoffnung. Denn man weiß ja nie... Und vielleicht ist das auch gut, auf die Schnauze fallen und wieder von alleine aufstehen müssen, sonst lernt man es ja nie.


Studium abgebrochen, Stadt, die mir alles andere als Glück brachte, schon fast verlassen, ich fühle mich rastlos aber ich weiß, wohin ich immer gehen kann. Freunde, Familie, das ist das Zuhause, auch wenn es kein fester Standort bedeutet. Und Konstanz, nimm es nun nicht persönlich. Du bist okay, aber eben nicht meins.

Und Ihn verloren. Gehen lassen. Alle denken Liebe geht über alles, wer liebt, steht auch durch. Aber nur, wenn er neben den Gefühlen auch einen Plan für sich selbst hat. Das ist mir leider klar geworden. Andernfalls leidet man, immer und immer wieder. 

Sich selbst etwas aufbauen, eine Leidenschaft finden und dran bleiben, Zähne zusammenbeißen und nicht gleich aufgeben, wenn etwas mal nicht läuft, wie man sich das so wünscht. Es wird immer so sein, denke ich. Ich werde immer die bleiben, die bei keiner Sache bleibt. Ballett. Jazzdance. Keyboard. Reiten. Badminton. Surfen. Fotografieren. Schreiben. Aufgeben. Ja, aufgegeben habe ich mich. Das ist das Problem, das riesenfettegroße Scheißproblem. Ich denke ich kann nichts, weiß nichts, bin nicht klug genug für dies und das, zu sensibel für das andere, zu untalentiert für Jenes. 

Ich glaube nicht an mich. Ich setze mir hier und da plötzlich was in den Kopf, verfolge es kurze Zeit weil ich denken, Oh! Das ist es, das muss es sein, das würde mich total glücklich machen und erfüllen und damit möchte ich mein Leben verbringen. Hier kommt Kafka ins Spiel. Vor knapp einem Jahr war der nämlich einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben, oder vielmehr sein Werk "Der Proceß" meine Bibel, mit der ich jeden Abend ins Bett ging. So in etwa. Neben Kleist und Dürrenmatt, Bourgeois und diverser unwichtiger englischsprachiger Autoren ist er besonders rausgestochen. Für mich jedenfalls. Es fing mit Hass an und wandelte sich in innigste Zuneigung. Klingt Hollywoodkitschreich, ist aber so. Dennoch habe ich bisher erst ein Buch von ihm gelesen. Oder wohl eher gegessen, denn ich hatte es verinnerlicht. Auch wenn der Gute mich im Abi mit seiner Abwesenheit im Stich gelassen hat und ich mit dem weniger heißen und aufregenden und viel zu alten Kleist Vorlieb nehmen musste, hab ich ihm verziehen und ihn nie vergessen. Vielleicht besser, dass nicht tausende Schüler sein Werk verhunzt haben. Wieso ich ihn angeblich vermisse? Vorallem deshalb, weil ich niemals behaupten würde, ich vermisse die Schule. Weil ich die Schule verachtet habe. Aaaaaber und hier kommt ein fettes Aber: 

Er hat mir nen Faden in die Hand gegeben, an dem ich mich durch die letzten Jahre angeln konnte. Ich wusste, was zu tun war, ich bekam hier und da Bestätigung meines Tuns, ich dachte: Hey, ich kann ja doch was! Und ich hatte immer Aufgaben zu erledigen, ob ich wollte oder nicht und ich wollte nur eins: Endlich tun und lassen können, was ich will und was mir Spaß macht. Yeah. Und nun steh ich hier und weiß nichts. Nach einem Jahr hab ich all das hinter mir gelassen und keinen Plan wie ich die nächsten Monate weiter machen soll. Und wenn noch einer, nur noch ein einziger fragt "Na Antonia, was machst du nun?", dann raste ich komplett aus und werde Fahrschullehrer.

Ja, der Plan fehlt mir und nicht nur das, ich fühle mich nicht mehr richtig. Ich sehe in den Spiegel und ich will nur noch optimieren. Alles an mir wird zur Besserung gezwungen. Leider bis jetzt nur äußerlich. Und ich weiß, das muss wohl heißen, du willst dir was vormachen. Schöne Schale = besseres Selbstgefühl = besseres Überhauptgefühl = besserer Mensch.

SO geht das nicht weiter. Ich will nicht mehr Jammern, denn eigentlich hab ichs doch gut. Es fehlt mir an nichts, nur irgendwie immer ein bisschen an mir selbst. Ês kommt mir gerade manchmal nicht möglich vor, Mut zu fassen. Ich habe Angst und ich fühl mich unsicher, als könne ich mir in nichts wirklich vertrauen, als hätte ich kein Bauchgefühl, kein Instinkt mehr, der mich leitet. Als würde ich entscheiden nach Kriterien wie meinem Schlafpensum oder dem Akkuladezustand. 

Ich weiß, ich muss was für mich tun. Aufwachen aus meiner sinnfreien Depression hier, denn wie schon recht erkannt, es geht mir gut. Die Umstände sind da, die ein glückliches Leben versprechen, ich muss mich nur langsam mal einfinden. Und der erste Schritt wäre schonmal, mich von vielem zu distanzieren, was mir die ganze Zeit Kraft saugt... So schwer es auch ist... Ich lasse los. Dich, dich und dich. Und ich hoffe, dass ich irgendwann wieder die Kraft und Stärke verspüre, um dir zu zeigen, dass ich so ein schlechter Mensch, für den du mich hältst, nicht bin. 






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