Aufgeräumt - oder wie man richtig beerdigt.

Heute habe ich sie endlich gehen lassen. Und mit ihr ein ganzes Leben. Seit einem halben Jahr stand sie vertrocknet auf der Fensterbank, ich hatte dennoch Hoffnung, habe sie anfangs noch gegossen und ins Licht gestellt, habe gehofft der warme Sommer erweckt in ihr wieder Leben. Irgendwann gab ich es auf, sie war einfach da, der grüne Topf leuchtete dennoch stets hoffnungsvoll, dennoch blieben ihre Äste kahl und farblos. Ich vergaß sie. Ich wollte nicht darüber nachdenken, die Hoffnung nicht entgültig aufgeben, doch sie war immer da, traurig geschrumpft am Fenster. Die Erinnerungen an ihre großen, schönen Blüten, die Überraschung als sie immer wieder aufblühte, auch nach dem Umzug, die Freude, weil ich so abergläubisch bin und darin immer mehr sah. Wir waren noch nicht fertig. Wir hatten noch (Leucht)kraft, keine lebte länger bei mir, als sie. Die Amaryllis im Wind, auch wenn sie ein Hibiskus war. Wir beide, strahlend und kräftig, dürr und hart. Wir beide. 2 Jahre war sie nun bei mir, doch wirklich gelebt hat sie schon lange nicht mehr. Ich kam zurück in mein altes Leben, doch sie schaffte es nicht. Ihre Wurzeln waren gebrochen und tot. Blumen haben nicht mehrere Leben. Entweder man hält sie, kümmert sich und umsorgt sie, auch in den Zeiten, in denen sie die Blätter hängen lassen, oder sie wird eingehen und dann hilft auch gießen und Sonne und ganz viele liebe Worte nichts mehr.

 um einen Satz von weiter unten nochmal aufzugreifen...nie hat es noch besser gepasst:

Loslassen und los laufen, weg von allem, was mich so runter zieht zur Zeit, festhalten an dem, was dennoch bleibt und los kommen von der Enttäuschung, die mir schwer im Magen liegt und die Gedanken unterdrücken.


Kommentare