Einmal im Jahr, im Schnitt.

Jedes Mal wenn ich hier bin die selben Bilder. Wie ich im Bad auf dem Boden liege, zitternd vor Angst auf den Moment wartend, der alles verändern könnte. Nächtelang umher wandern und dann wach liegen, mit vielen Kissen im Rücken starr im Bett, bloß nicht bewegen, bloß nicht einschlafen, wer weiß was dann passiert. Hörbücher, Serien, Zeichnen, Schreiben, bis mich irgendwann die Müdigkeit, oder im schlimmsten Fall die Medikamente in einen unruhigen Schlaf gleiten ließen. 

Dann am nächsten Tag die Erschöpfung, als hätte ich wahnsinnige körperliche Anstrengungen hinter mich gebracht. Doch was ich wirklich durchgemacht habe, lässt sich nicht in Worte fassen. Es war erst vorbei, als ich meinen Weg alleine gehen konnte. Fort von zuhause, weg aus den Zwängen der Schule, raus aus dem Käfig, den ich mir selbst gebaut habe. Weg von den Erinnerungen, raus aus alten Mustern.

Und nun? Einmal im Jahr, im Schnitt. Dann zwar auch das volle Programm, aber ich kenn das. Ich weiß, es geht vorbei, doch zu erst ist es wie damals. Ich habe es nicht im Griff, es ergreift mich. Lähmend, erschreckend, ich will sofort nach Hause. Wobei zuhause in dem Moment alles sein kann, hauptsache ich kann dort die Tür hinter mir schließen und bin alleine. Denn dann fällt in mittlerweile Rekordzeit die Anspannung von mir ab. Was bleibt, ist das mulmige Gefühl im Magen und der Schock. Es ist noch da, es kommt wieder, es wird wieder schlimmer. Meine Gedanken umkreisen das ES, wollen es in Ketten legen und abführen, doch ich weiß, ich kann nicht. Es ist ein Teil von mir, kein Guter, kein Schöner, keiner den ich gerne zu Besuch habe. Dennoch ein Teil dessen, was ich bin. Und manchmal habe ich das Gefühl, er macht sich nur deshalb ab und an bemerkbar, weil er fürchtet, ich könnte ihn vergessen. Zu selbstsicher werden und ihn einfach unbeachtet in der Ecke stehen lassen, mein ganzes weiteres Leben lang. Als hätte ich nicht genug unter ihm gelitten. Und nun? Einmal im Jahr, im Schnitt.

Ich liege hier im Bett, es ist nicht das selbe, doch ähnlich und ich spüre ihn. Hier schwebt dieser Teil von mir besonders nahe um mich herum, will mich packen, mit Erinnerungen in seinen Bann ziehen, meine Ängste wecken und mich hinab ziehen. Ich spüre es genau. 

Doch ich bin nicht mehr die Selbe. Einmal im Jahr, im Schnitt. Und das nie ohne Gründe, nicht mehr wie damals. Irgendwas ist immer, von alleine überfällt er mich nicht mehr, ich könnte es absehen und verhindern, würde ich besser auf mich hören. Einmal im Jahr, und dieses  Jahr war er schon da. 



In 40 Tagen beginnt ein Neues.






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